In den letzten Wochen ist wieder eine Menge passiert. Unter anderem musste ich mich mit einem extrem langsamen Computer arrangieren, da mein gutes ThinkPad nach der Überführung des Hunters in Berlin geblieben ist… Nichts desto trotz geht es weiter. So langsam finde ich auch die Zeit, unsere Reise mit dem UAZ Hunter durch die Tiefen Russlands zum Ural aufzuarbeiten.
Hotel war Gestern
Wenn du eine Abenteuerreise mit dem Auto planst, hat es wenig Sinn, im Voraus eine Unterkunft zu buchen. Schließlich weißt du nie genau, wie weit du an einem Tag kommst. Es kann immer etwas unerwartetes dazwischen kommen. Oder du siehst spontan einen schönen Platz, an dem du bleiben möchtest. Was liegt also näher als Abenteuercamping? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Zelt: Das wohl klassischste Utensil für Abenteuercamping. Ein Zelt benötigt wenig Platz im Auto und schützt gut vor Regen und Wind. Allerdings dauert das Auf- und Abbauen immer seine Zeit.
- Dachzelt: Diese Form eignet sich besonders für große Geländewagen. Im zusammengelegten Zustand sieht es aus wie eine übergroße Dachbox. Am Übernachtungsplatz lässt es sich schnell aufklappen, du kletterst hinein und schläfst. Am nächsten Morgen klappt man das Dachzelt wieder zusammen und kann relativ schnell weiterfahren. Der große Vorteil ist, dass man den Platz im Auto für anderes Gepäck nutzen kann, Schlafsack und Isomatte können im Dachzelt bleiben (je nach Zelttyp).
- Wohnmobil: Das Wohnmobil ist ebenfalls eine sehr klassische Lösung. Der große Vorteil besteht darin, dass du zum Schlafen nichts umbauen musst und auch sehr schnell wieder abfahrbereit bist. Der große Nachteil ist aber der, dass du für diese Art des Abenteuercampings extra ein zusätzliches Fahrzeug anschaffen musst und dass Wohnmobile selten wirklich geländegängig sind. Geländegängige, allradgetriebene Expeditionsmobile sind meistens sehr schwer und noch viel teurer.
- Wohnwagen: Großer Nachteil: nicht geländegängig. Großer Vorteil: kann gut als Basislager für Expeditionen dienen. Dafür sollte er allerdings auf einem Campingplatz stehen. So ein allein stehender, herrenloser Wohnwagen zieht Langfinger magisch an. Wohnwagencamping ist jedoch eine Sache für sich. Es kann zwar Abenteuer beinhalten, fällt für mich jedoch nicht unter Abenteuercamping.
-
Im Auto schlafen: Meine favorisierte Lösung. Entweder legst du eine Matratze hinten in einen großen Kombi (sehr elegante Lösung, fast so bequem wie zu Hause) oder du kannst die Sitze so umklappen, dass eine ebene Schlaffläche entsteht (wie zum Beispiel im UAZ Hunter).
Das Schlafen im Auto hat außerdem den großen Vorteil, dass du außer einem Schlafsack und einer Isomatte eigentlich keine besondere Ausrüstung benötigst. Und du kannst relativ unbehelligt fast überall stehen, ist ja schließlich kein sichtbares Camping. Besonders für eine Abenteuerreise ist dies sehr praktisch.
In jedem Falle solltest du dich vor Beginn der Reise mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen für wildes Campen und mit der praktischen Handhabung dieser Regeln in dem jeweiligen Reiseland vertraut machen.
Deutschland ist für Abenteuercamping denkbar schlecht geeignet, das „wilde Campen“ ist nur zum „Wiederherstellen der Fahrtauglichkeit“ auf Parkplätzen erlaubt, auf denen es nicht explizit verboten ist. Außerdem darfst du dabei Campingausrüstung nicht außerhalb des Fahrzeuges verwenden.
Deutlich unkomplizierter ist das wilde Abenteuercamping in Skandinavien. In Finnland, Schweden und Norwegen gilt das sogenannte Jedermannsrecht, dass es erlaubt, auf unkultiviertem Land für eine Nacht zu zelten oder am Straßenrand oder auf Rastplätzen für eine Nacht im Auto/Wohnmobil zu übernachten. Auch auf Privatwegen oder -grundstücken ist dies nach Absprache mit dem Eigentümer möglich. Allerdings solltest du dies zum Schutz der Privatsphäre immer außerhalb der Sichtweite von Wohnhäusern tun.
In Russland ist wildes Campen zwar gesetzlich nicht gestattet, in der Praxis wird es jedoch geduldet. Du kannst praktisch überall abseits der Hauptverkehrsadern dein Lager aufschlagen, solltest aber deinen Müll nicht zurücklassen. Wenn man sich verantwortungsbewusst verhält, hat man eigentlich keine Probleme zu befürchten. Wir haben uns in Russland immer Übernachtungsplätze an See- oder Flussufern gesucht. Hat uns ein Platz nicht gefallen, sind wir weitergefahren.
Kochen beim Abenteuercamping
Am abenteuerlichsten ist natürlich das Kochen auf offenem Feuer. Wir hatten bei unserer Reise keinen Kocher dabei und haben ihn auch nicht vermisst. Allerdings solltest du im Hochsommer immer auf die Waldbrandgefahr sowie eventuelle regionale Verbote achten. Auf der sicheren Seite bist du meistens bei eigerichteten Lagerfeuerstellen außerhalb von Wäldern. Im Zweifels fall gilt jedoch: lieber auf das Lagerfeuer verzichten.
Ein Campingkocher hingegen ist ein unkomplizierter Begleiter, für ihn gelten eventuelle Verbote nicht, da das Feuer nicht mit dem Boden in Berührung kommt.
Als sehr praktisch beim Abenteuercamping haben sich Konserven mit Bohnen, vorgekochtem Buchweizen oder Erbsen bewährt. Dazu kannst du noch haltbares Kasslerfleisch oder Dauerwurst schneiden. Auch über Holzfeuer gekochter Tee hat seinen Reiz.
Trinkwasser empfiehlt sich jedoch mitzunehmen, denn du weißt nie, wie hygienisch das Wasser in der Natur wirklich ist.
Arbeit und Abenteuer – geht das?
Ja, es geht! Ich habe es ausprobiert. Wenn du ohnehin bereits ortsunabhängig arbeitest, kannst du alles, was du zum arbeiten brauchst, mitnehmen. Ich habe mich im Vorfeld über einen günstigen Internet-Tarif informiert und hatte für eine einwöchige Reise 6 GB Traffic mit LTE-Geschwindigkeit. Über günstige Datentarife in verschiedenen Ländern kannst du dich gut auf dieser englischsprachigen Seite informieren.
Für den Laptop empfiehlt es sich, ein alternatives Ladegerät anzuschaffen, beispielsweise ein 12-V-Ladegerät für den Zigarettenanzünder oder eine solarbetriebene Lösung. Zigarettenanzünder-Ladegeräte gibt es bereits ab etwa 15 Euro, also keine zu große Investition. In folgendem Artikel ich für dich eine Liste mit praktischer Ausrüstung für das Abenteuercamping mit dem Auto zusammengestellt.
Am besten arbeitet es sich sitzend im Fahrzeug mit Blick auf einen schönen See oder Sonnenuntergang. Um die Autobatterie nicht zu strapazieren, kannst du deine Technik während der Fahrt aufladen und stehend dann benutzen. Während der Fahrt arbeiten geht auch, wenn du zu zweit unterwegs bist, ist aber nicht immer effektiv möglich, da der Internetempfang während der Fortbewegung gerade in ländlichen Gebieten schwanken kann und das Auto auch je nach Straßenzustand stark wackeln kann.
Ich habe vorwiegend während der Fahrt auf eher eintönigen Straßen gearbeitet, da das abendliche Stellplatzeinrichten, Holzsammeln, Feuermachen, Gegend Erkunden und Kochen einfach zu interessant waren, als dass ich mir dies mit schnöder Arbeit hätte verderben wollen. In jedem Falle kannst du deine Projekte während einer solchen Reise allenfalls aufrechterhalten, nicht jedoch voranbringen. Zu intensiv sind die Eindrücke, die von außen auf dich einströmen. Das gilt aber für alle Abenteuerreisen, ob Autotourismus oder Backpacking, gleichermaßen. Wirklich effektives Arbeiten ist wiederum gut beim klassischen Wohnwagencamping möglich.
Wie lange sollte eine Abenteuerreise dauern?
Ursprünglich hatten wir geplant, mit dem Hunter bis zum Baikal und zurück zu fahren. Für diese etwa 12000 km lange Mammut-Tour hatten wir reichlich 3 Wochen veranschlagt, hätten allerdings viele Kilometer abreißen müssen und hätten dabei viele schöne Gegenden Russlands garnicht kennen gelernt. Durch die lange Wartezeit auf das Auto mussten wir unser Reiseprogramm auf 7 Tage zusammenstreichen, was am Ende aber einen sehr positiven Effekt hatte. Wir haben uns deutlich weniger Strecke vorgenommen und konnten diese so deutlich langsamer bereisen.
Als Faustregel kann man sagen, 300-400 km pro Tag sind entspannt machbar und du kannst noch im Hellen einen Schlafplatz suchen und einrichten. Weitere Strecken an einem Tag sind Stress. Stattdessen kannst du ein erfrischendes Bad in einem nahegelegenen See nehmen oder eine kleine Wanderung unternehmen, um Pilze fürs Abendessen zu sammeln.
Sieben Tage für das erste Mal Abenteuercamping mit dem Geländewagen waren mehr als genug. Auf diese Weise kannst du diese Art des Reisens erstmal kennen lernen und wenn du dabei Lust auf mehr bekommst, kannst du ja beim nächsten Mal eine längere Reise planen. Solltest du beim Lesen dieses Artikels Lust auf Abenteuercamping bekommen haben, kann ich dir nur empfehlen: Tu es! Du wirst es nicht bereuen.
In diesem Sinne, lass dich von deinen Ideen leiten!
Justin
Interessant wären noch Ausführungen zur Zulassung dem Kauf des Hunters ( wo / wie am besten ? ) Wollen zum Baikal See.
Danke
Mfg