In diesem Beitrag möchte ich mein aktuelles Reiseprojekt vorstellen: Mit dem UAZ Hunter von Moskau bis zum Baikal.
Der Baikalsee – oder einfach nur Baikal – ist der größte Süßwassersee der Welt. Er liegt in der Nähe der Stadt Irkutsk – etwa 6500 km mit dem Auto von Moskau entfernt – mitten in Sibirien. Seit jeher übt der Baikal eine ungeheure Faszination aus. Es ranken sich überirdische Mythen um den See, es werden Geschichten erzählt und die Anwohner des Baikals sprechen ihm gar einen menschlichen Charakter zu.
Aber nicht nur der Baikal selbst ist ein lohnenswertes Ziel – schließlich ist bei einer solchen Reise ja auch der Weg das Ziel. Mein Vater und ich durchfahren auf unserem Weg innerhalb von 7 Tagen etwa 12 Teilstaaten der Russischen Föderation und 6 Zeitzonen. In der russischen Provinz leben die verschiedensten Völker und Religionsgruppen, es gibt orthodoxe Christen, Muslime und Buddhisten (natürlich auch Atheisten, aber die gibt es ja überall). Sobald man das Moskauer Umland verlässt, verändert sich vieles: Kultur, Baustil, das Aussehen der Menschen, die Landschaft, das Wetter und die Zeit.
Unser plan ist es, die großen Städte tagsüber zu durchfahren und abends in kleinen Dörfern abseits der modernen Zivilisation Station zu machen – entweder im Zelt, oder bei gastfreundlichen Dorfbewohnern. Versorgen wollen wir uns unterwegs ebenfalls selbst, also die Aufenthalte in Restaurants auf ein Minimum reduzieren.
Der UAZ Hunter – eine Legende auf vier Rädern
Was ist eigentlich ein UAZ Hunter? UAZ steht für Uljanowskij Awtomobilnyj Zawod, auf deutsch Uljanowsker Automobilwerk. UAZ ist in Uljanowsk ansässig und auf Geländefahrzeuge spezialisiert. Ab 1971 ersetzte der UAZ 469 den sehr erfolgreichen Militärgeländewagen GAZ 69 und erregte weltweit große Aufmerksamkeit. Erstmals war ein sowjetisches Fahrzeug eine ernste Konkurrenz zu westlichen Modellen wie Jeep und Land Rover. Der UAZ 469 wurde in alle Welt exportiert und unter Anderem auch in der NVA der DDR eingesetzt. In seiner 31-jährigen Produktionszeit (1972-1985 als UAZ 469, danach bis 2003 als UAZ 3151) wurde er in Russland, Deutschland, Kuba, Aserbajdschan, Vietnam, der Ukraine und, erstaunlicherweise, auch in den USA hergestellt. In china gibt es bis heute einen vom UAZ 469 inspirierten Geländewagen, den Beijing BJ212.
Im Jahr 2003 führt die Firma UAZ dann den Nachfolger des UAZ 469 ein, den Hunter. Dieser unterschied sich durch ein etwas moderneres Äußeres mit Kunststoff-Kühlergrill und einer modernen Kunststoff-Stoßstange von seinem Vorgänger. Parallel dazu wird seit 2005 ein deutlich modernerer Geländewagen, der UAZ Patriot hergestellt. In diesem Jahr, zum Anlass des 70. Jahrestages des Sieges im 2. Weltkrieg – und leider auch der Produktionseinstellung des Hunter Ende des Jahres – hat UAZ eine limitierte Serie („Pobjednaja Serija – Sieges-Serie“) herausgebracht. Im Zuge dessen wurde auch die Standardausführung erneut verändert und wird nun als Hunter Classic verkauft – wieder ohne Kunststoff an der Karosserie.
Ich war schon immer ein Liebhaber klassischer osteuropäischer Autos und Russland war in dieser Beziehung bis vor wenigen Jahren noch ein Dorado. Es gab dort noch etliche verschiedene fabrikneue Oldtimer zu kaufen: den Lada 2105 (bis 2010) und 2107 (bis 2012), den Lada Niva (bis Heute) sowie die legendären UAZiks – den UAZ 469 (bis Ende 2015 als UAZ Hunter) und den UAZ 452 „Buchanka (Kommisbrot)“, der ebenfalls ende dieses Jahres weichen muss. Der UAZ 452 ist weltweit der einzige echte Gelände-Kleintransporter und die Einstellung seiner Produktion ist ein herber Verlust für die russische Autoindustrie – er ist bis zuletzt das gefragteste Modell von UAZ. Doch die El-Dorado-Zeiten sind fast vorbei und Fahrzeuge einheimischer Produktion werden in Russland leider nicht alt. Sie sind billig in der Anschaffung und verlangen viel Pflege und Wartung. Bleiben diese aus, verschleißen die Autos schnell und werden bald zu Spottpreisen an Jugendliche abgegeben, die sie dann vollends zu Schrott fahren.
Als ich im Mai dieses Jahres bei meinem Besuch in Uljanowsk erfuhr, dass die Produktion des Hunter eingestellt werden soll, begann in mir die Idee zu reifen, eines der letzten Fahrzeuge zu „retten“. Ich erzählte bei meinem nächsten Besuch in Deutschland meinem Vater davon und er eröffnete mir, dass er sowieso einen Geländewagen für sein Wochenendgrundstück will. Also taten wir uns zusammen und entschieden, noch dieses Jahr einen Neuwagen zu kaufen. Und um diesen auf Herz und Nieren zu prüfen, überlegten wir uns, damit erstmal 3 Wochen durch Russland zu fahren. So wurde die Idee für unsere Baikal-Tour geboren.
Am 26. August ist es endlich soweit. Wir fahren zusammen mit meinem Vater nach Moskau, kaufen dann das Auto und fahren anschließend bis zum 18. September quer durch Russland.
Detaillierte Routenplanung
Natürlich ist mir klar, dass immer etwas dazwischen kommen kann und deshalb soll diese Routenplanung auch eher als Richtwert verstanden werden. Damit es auch nicht langweilig wird, haben wir uns überlegt, dass wir, wo es möglich ist, auf dem Rückweg eine andere Strecke als auf dem Hinweg fahren. Auf der Karte kannst du unsere geplanten Routen nachvollziehen. Ebenfalls werden wir auf dieser Karte interessante Punkte und Ereignisse verzeichnen.
Hinroute zum Baikal (rote Marker)
Wir fahren in Moskau los und unsere erste Station auf dem Weg zum Baikal soll in Uljanowsk bei dem Onkel meiner Frau sein. Der hat auch den Kauf unseres UAZiks eingefädelt. Wenn es klappt, machen wir dort einen Rundgang durch die Fabrik, in der unser Auto hergestellt wurde. Danach geht es weiter an der Wolga entlang nach Ufa, von dort nach Tscheljabinsk, dann nach Omsk, dann nach Nowosibirsk. Von dort aus fahren wir weiter über Krasnojarsk und Irkutsk nach Listwjanka am Baikal.
Listwjanka liegt direkt am Baikal, soll aber laut meiner Mutter, die dort vor etwas über einem Jahr selber war, sehr überlaufen sein, also werden wir versuchen, außerhalb fester Straßen am Ufer entlang zu fahren und etwas unberührte Natur zu sehen. Am Baikal selbst haben wir zwischen 3 und 4 Tagen Zeit (je nachdem, wie lange wir uns in Uljanowsk aufhalten) und treten dann langsam den Rückweg an.
Rückroute vom Baikal (gelbe Marker)
Der erste Teil der Rückroute über Kansk und Krasnojarsk bis Marijnsk verläuft etwa gleich wie auf der Hinroute, außer dass wir Krasnojarsk diesmal nördlich umfahren. Danach geht es nördlich über Tomsk an Nowosibirsk vorbei nach Tatarsk. Hinter Omsk, in Ischim, halten wir uns abermals nördlich unserer Hinfahrtsroute und gelangen über Tjumen nach Jekaterinburg. Anschließend erreichen wir über Perm und Ischewsk die aufblühende Stadt Kazan. Von hier aus haben wir nun die Wahl, noch einmal in Uljanowsk vorbeizufahren und über Saransk, wie auf der Hinfahrt, nach Moskau zurück zu kehren, oder aber nördlich über Tscheboksary und Nischnij Nowgorod.
Interessante Begebenheiten und lohnenswerte Orte werden wir während der Reise mit grünen Markern markieren.
Buch- und Filmprojekt
Damit diese einzigartige, stilechte Reise auch für die Nachwelt erhalten bleibt, soll auf der Tour ein Reisebericht in Buchform, ergänzt durch mehrere Dokumentar-Clips, entstehen. In diesem Buch will ich das echte Russland zeigen, von den Eigenheiten der verschiedenen Völker berichten und den Lesern einen völlig neuen Blick auf das größte Land der Erde eröffnen. Die Filmclips wiederum sind als Ergänzung des Buches gedacht. In einem Clip werde ich den UAZ Hunter vorstellen und detailliert mit seinem Vorgänder, dem UAZ 469, vergleichen, in einem Anderen möchte ich kurz und knapp die verschiedenen Regionen Russlands vorstellen. Außerdem sind Interviews mit verschiedenen Anwohnern und ein Film über den faszinierenden Baikalsee geplant.
Eine große Inspiration für die Planung unserer Reise war übrigens das Buch Ost-Erfahrung: Mit dem Rad von Bochum zum Baikal* von Nicola Haardt. Sie hat dieselbe Strecke mit dem Fahrrad gemeistert und dabei auch einen sehr interessanten Blick auf das echte Russland gehabt.
In diesem Sinne: Lass dich von deinen Ideen leiten!
Justin
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1 Response
[…] Klaus ist mein Vater und geht mit mir zusammen auf die große Reise mit dem UAZ Hunter, die ich im letzten Beitrag angekündigt habe. Seit der Wende arbeitet er mit großen Freiheiten als Außendienstmitarbeiter […]